NDR-Reportage über moderierte Chats

NDR

Ein moderierter Chat bezieht sich auf die Verwendung von gefälschten oder manipulierten Chats, um Nutzer zu täuschen und finanziell zu schädigen. Dabei kommen fiktive Profile, Moderatoren und seit Neuestem auch Chatbots zum Einsatz. Moderatoren geben vor, angeregte Unterhaltungen auf den Flirtplattformen zu haben. Das geschieht mit dem Ziel, Nutzer dazu zu animieren, für den Chat oder andere Dienste viel Geld zu bezahlen, ohne dass es schlussendlich zu echten Interaktionen kommt.

Den Tätern auf der Spur

Immer auf Abruf, stets gut gelaunt, gut aussehende bis verlockende Profilbilder und spannende Chats. Moderne Online-Dating-Seiten versprechen erotische Abenteuer, schnelle Dates und die große Liebe, doch am Ende steht letztendlich nur eine tiefgehende und gefährliche Enttäuschung in Raum. Denn viele Dating-Portale enthalten fiktive Profile, die von bezahlten Moderatoren betrieben werden. Ein Vorgang, der sich im Verborgenen abspielt und meist so lange unbemerkt bleibt, bis die Bombe platzt. Dann ist oft nicht nur ein immenses finanzielles Negativ entstanden, sondern auch emotionaler Schaden.

Um etwas Licht in die Dunkelheit zu bringen, hat die deutsche Journalistin, Fernsehmoderatorin und Autorin Nadia Kailouli im Auftrag von Panorama und STRG_F verdeckt recherchiert. Dabei deckte sie die manipulativen Maschen der Plattformen und deren Betreiberfirmen auf. Die tief dringenden Einblicke enthüllen, wie User durch fiktive und falsche Identitäten zum Ziel komplexer Manipulationen werden. Während die Tricks und Praktiken stark variieren können, bleibt das Ziel identisch. Die Kunden werden zur Geldausgabe animiert. Diese Recherche zeigt die dunklen Seiten des Online-Datings auf.

Fiktive Chats auf Dating-Portalen

In einer ausführlichen Reportage bei STRG_F beleuchtet NDR das Thema Online-Dating und die bestehenden Gefahren. Auch wenn es den Nutzern eigentlich um körperliche Nähe oder Liebe geht, sieht die Realität leider etwas unromantischer aus. Denn viele Kunden wissen nicht, dass sich hinter scheinbar realen Profilen bezahlte Mitarbeiter stecken, die ein klares Ziel verfolgen. Diese Masche basiert auf Erotik und Spannung, attraktive Profile sowie aufregende Chats sind das Mittel zum Zweck. Die Reportage gibt Aufschluss, was im Online-Dating-Geschäft traurige Wahrheit sein kann.

Im Online-Dating-Bereich gibt es vielfältige Jobmöglichkeiten, insbesondere als Chatmoderator. In dieser Rolle kommt man mit Nutzern auf Plattformen in Kontakt. Es geht darum, ansprechende Gespräche zu führen. Die Hauptaufgabe besteht darin, mit fiktiven Profilen zu chatten, um die Umsätze der Betreiber in die Höhe zu treiben. Eine solide Kommunikationsfähigkeit sowie kreative Schreibweise sind ausschlaggebend. Diese Position kann oft remote ausgeführt werden, bietet flexible Arbeitszeiten und ermöglicht den Einstieg in die wachsende digitale Arbeitswelt. Die Aussichten sind demnach mehr als attraktiv. Außer Acht bleiben aber der finanzielle Schaden sowie der tiefsitzende Herzschmerz, wie in der Reportage zu sehen ist.

Undercover als Chatschreiber – die NDR-Reportage

Flirtportale versprechen Romantik, doch oft stecken bezahlte Moderatoren mit fiktiven Profilen dahinter. Nadia Kailouli hat dies im Rahmen einer Recherche für Panorama und STRG_F aufgedeckt. Die Portale suchen gezielt „Internet-Kontaktmarkt“-Schreiber, die Kunden durch lange Chats binden sollen. Die Chatmoderatoren geben vor, Interesse zu zeigen und echte Beziehungen aufzubauen, während sie Kunden zum Bleiben animieren.

Kailouli erfährt an der eigenen Haut, wie die Kunden von Dating-Portalen über lange Zeit mit fiktiven Profilen und den falschen Versprechen von Moderatoren hingehalten werden. Am Ende stehen Verzweiflung, Trauer, Wut und vor allem ein immenser Geldverlust. In der Reportage berichten Insiderinnen zwar von moralischen Bedenken und Gewissensbissen, was letztendlich aber keine Besserung bringt. Auf der anderen Seite steht eine Frau, die sich zutiefst betrogen fühlte. In Verzweiflung kamen nicht nur Wut und Trauer auf, sondern sogar Suizidgedanken.

Verdacht auf fiktive Profile? – Das sind die Hinweise

Es gibt Hinweise auf einen moderierten Chat. Dazu sollten Nutzer mehrere Schritte befolgen. Es ist wichtig, die Profile auf den Webseiten zu besuchen und sich genau ansehen, wer zu sehen ist. Fehlen echte Fotos oder wirken die Informationen unvollständig, besteht bereits ein Risiko. Es kann auch sein, dass die Informationen in einem Profil nicht zu der auf dem Profilbild passen. Während einer Unterhaltung sollt man bestimmte Verhaltensweisen und Formulierungen achten. Ein weiterer Hinweis auf einen fiktiven Chat sind wiederkehrende Phrasen aber auch Widersprüche im Chatverlauf.

Das kann zum einen auf einen Chatbot mit automatisch erstellten Textbausteinen hinweisen. Zum anderen betreiben in der Regel mehrere Moderatoren die fiktiven Profile. Aufgrund der Vielzahl an Moderatoren können Wiederholungen und Widersprüche entstehen. Es ist auch ratsam, nach Bewertungen oder Erfahrungsberichten über die Plattform oder das Profil zu suchen, um zu sehen, ob andere Nutzer ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Nicht zuletzt ist es hilfreich, die AGB der Plattform zu lesen, um Hinweise auf moderierte Chats oder fiktive Profile zu finden. Indem Nutzer diese Maßnahmen befolgen, können User die Maschen erkennen und sich davor schützen.

Weiterführende Recherche zum Thema

Im Zuge einer umfangreichen Untersuchung zur Nutzung von Moderatoren auf Dating-Webseiten sucht die NDR-Redaktion nach Betroffenen, um ihre Erfahrungen zu teilen. Bereits für STRG_F (NDR/Funk) wurde eine aufschlussreiche Reportage produziert, die mit einem interessanten Experiment begann. Reporterin Nadia Kailouli bewarb sich auf eine Stelle als Chat-Schreiberin für einen „Internet Kontaktmarkt“. Eine Jobstelle, die seit Jahren präsent ist und sogar durchaus populär ist. Gearbeitet werden kann von überall, wo es Internet gibt. Vor allem bei digitalen Nomaden und Reisenden ist das eine beliebte Alternative, um sich etwas Geld dazu zu verdienen. Kailouli wurde angenommen und arbeitete verdeckt für zwei verschiedene Kontaktportale.

Sie erhielt einerseits tiefgehende Einblicke in die Welt des Online-Datings und lernte die Sehnsucht der User nach Liebe kennen. Anderseits zeigte sich die dunkle Seite des Internets, denn der Wunsch nach Liebe, sozialen Kontakten und körperlicher Nähe wird hier schamlos ausgenutzt. Die Reportage enthüllt den Einsatz von fiktiven Profilen und Moderatoren. Mitarbeiter können Männer oder Frauen, jung oder alt sein – das spielt keine Rolle. Ihr einziges Ziel ist es, die Kunden mit ansprechenden Flirts zu beschäftigen und zum Senden von kostenpflichtigen Nachrichten zu verleiten. Jede Nachricht kostet den Kunden Geld, und es geht darum, möglichst viel Geld zu generieren.

Was kann man als Geschädigter machen?

Wenn man Opfer von fragwürdigen Praktiken im Online-Dating wird, gibt es Schritte, die man unternehmen kann. Zunächst ist es wichtig, alle Kommunikationen und Transaktionen zu dokumentieren, da diese als Beweismittel dienen können. Kontakt mit der Plattform halten und eine formelle Beschwerde einreichen kann helfen, da viele Plattformen Richtlinien gegen betrügerische Aktivitäten haben. Verbraucherzentralen oder ähnliche Organisationen bieten rechtliche Unterstützung und können bei der Lösung des Problems helfen.

Das Teilen von Erfahrungen und Bewertungen online warnt andere Nutzer vor ähnlichen Maschen. Im Ernstfall kann ein Anwalt rechtliche Schritte prüfen und Schadensersatzansprüche prüfen.

Hast du Erfahrungen mit fiktiven Profilen auf Datingseiten gemacht?

Hast du vielleicht über einen längeren Zeitraum mit einem vermeintlich echten Profil gechattet und erst später herausgefunden, dass es sich um ein fiktives Profil handelte? Möglicherweise hast du Geld für Nachrichten ausgegeben, ohne zu wissen, dass du mit einem bezahlten Mitarbeiter kommunizierst. Teile deine Erfahrungen mit dem NDR. Kontaktiere sie unter dem Betreff „Chat-Erfahrung“ via E-Mail an [email protected].

Die Rechtsanwaltskanzlei Rassi Warai

Parallel zur NDR-Reportage über moderierte Chats solltest du dir die Ratschläge der Rechtsanwaltskanzlei Rassi Warai ansehen. Diese erklären, wie du dein Geld zurückfordern kannst, wenn du auf einen moderierten Chat hereingefallen bist. Selbst wenn der Portalbetreiber in den AGB auf Chatmoderatoren hinweist, kann dies als Täuschung gewertet werden. Nutzer müssen nicht davon ausgehen, dass ein Dating-Portal lediglich zur Gewinnmaximierung dient. Sei daher wachsam, lies die AGB gründlich und überprüfe die Portale mit unseren Testberichten. Wenn du auf ein verdächtiges Portal stößt, melde es uns über unser Meldeformular.

Undercover als Chat-Schreiberin: Abzocke Flirtportal

Die Reportage enthält sensible Themen, einschließlich der Suizidgedanken einer Frau. Wer sich von diesem Thema belastet fühlt, sollte den Film besser nicht allein ansehen.

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/Undercover-als-Chatschreiberin-Abzocke-Flirtportal,sendung1098906.html

Ein Film von Nadia Kailouli
Kamera: David Diwiak, Jan Littelmann, Kolja Robra, Zita Zengerling
Schnitt: Thorsten Wenning, Martin Hüskes
Grafik: Jan Friederich
Mischung: Michel Wähling
Redaktion: Anna Orth

Galileo Plus: Inside Social Love

Tinder, Lovoo, Bumble, okcupid: Im Corona-Jahr lagen Dating-Apps mehr denn je im Trend. Doch was macht Online-Dating so erfolgreich, wie funktioniert es und wer profitiert eigentlich davon? „Galileo Plus“ erklärt die Arbeit sogenannter Chatschreiber, testet in einem Sozial-Experiment den Erfolg unterschiedlicher Profile und spricht mit einem Experten, einem Tinder-Mitarbeiter und einem Pärchen über Datensammlung, Algorithmen, Liebe und Risiken.

https://www.galileo.tv/video/sonntag-galileo-plus-inside-social-love/