Abneigung, Gefühlskälte und Depression in der Beziehung – wie der Umgang mit schwierigen Herausforderungen gelingt

In einer Partnerschaft kann nicht immer alles glatt laufen. Es werden große und kleine Herausforderungen auf die Individuen sowie auf die Beziehung einprasseln. Vor allem dann, wenn die Partnerschaft bereits seit einer langen Zeit besteht. Es kann aber auch sein, dass eine oder beide Personen unter persönlichen Bedingungen leiden, die sowohl das persönliche Wachstums – das für eine gesunde Beziehung unerlässlich ist – als auch die zwischenmenschliche Verbindung in Mitleidenschaft ziehen.
Abneigung, Gefühlskälte und Depression in der Beziehung sind keine Seltenheit. Sie haben zahlreiche Ursachen, äußern sich sehr unterschiedlich und haben ein großes Spektrum an negativen Auswirkungen. An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass Abneigung, Gefühlskälte und Depressionen in einer Partnerschaft zusätzlich weitere Personen einen Schaden zufügen können.
Gefühlskälte in der Beziehung
Gefühllosigkeit wird im Fachjargon Alexithymie sowie umgangssprachlich Gefühlsblindheit oder Gefühlskälte genannt. Sie beschreibt den Zustand, dass Emotionen nicht richtig aufgenommen, verstanden, differenziert oder verarbeitet werden können. Betroffene Frauen und Männer nehmen Emotionen und Gefühle, darunter auch die von anderen Personen, gleich auf. Das wirkt auf Außenstehende gefühlskalt und schafft die Annahme, dass die Betroffenen unbeteiligt sowie desinteressiert sind. Es äußert sich auch dadurch, dass Betroffene eine scheinbare Unfähigkeit dafür haben, Emotionen zu zeigen. Das umfasst das gesamte Spektrum von Freude und Liebe bis hin zu Trauer, Empathie und Wut.
Betroffene wirken oft distanziert und verschlossen. Aufgrund dessen, weil sie Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle zu zeigen sowie zum Ausdruck zu bringen, aber auch auf die Emotionen anderer einzugehen, kommt es zu einer gewissen Distanz. Eine Distanz, die vor allem in einer Partnerschaft tiefe Spuren hinterlassen kann. Sollte die andere Person die Gefühlskälte nicht verstehen oder deuten können, wird der Partner eben als uninteressiert oder gar lieblos wahrgenommen. Das wiederum kann zu Spannungen und Missverständnissen führen, welche die Partnerschaft immer tiefer in den Abgrund reißen.
Der richtige Umgang mit Gefühlskälte
Gefühlskälte kann zur Isolation führen – und zwar auf beiden Seiten. Dazu kommt, dass die Gefühlskälte nicht nur auf die mentale Ebene beschränkt ist. Es kann auch dazu kommen, dass die körperliche Zuneigung fehlt. Eine physische Gefühlskälte bedeutet, dass eigentliche liebevolle Geste wie Umarmungen oder sinnliche Berührungen kalt wie eine Masche ausgeführt werden oder ganz ausbleiben. Sollte die Gefühlskälte nicht erkannt oder akzeptiert werden, ist keine Besserung in Sicht. Beide Parteien einer Partnerschaft sind hier in der Pflicht, volle Akzeptanz zu zeigen und aktiv zu werden. Sonst droht, dass das Gefühl der emotionalen Leere verstärkt und nicht mehr wiederhergestellt werden kann.
Gefühlskälte führt letztlich zu einem Mangel an emotionaler Verbundenheit. Das führt nicht selten dazu, dass das gegenseitige Vertrauen zunehmend schwindet. Diese verschiedenen Aspekte belasten sowohl die Partnerschaft als auch die Individuen der Beziehung immens. Allerdings kommt es hier zugute, dass es Mittel gibt, um gegen die Gefühlskälte vorzugehen. Doch zuvor ist ein wichtiger Punkt zu klären. Gefühlskälte kann auf beiden Seiten entstehen oder nur bei einer Person. Dabei ist es auch möglich, dass man die Gefühlskälte an sich und nicht dem Partner feststellt.
Umgang mit der eigenen Gefühlskälte
Es ist in der Regel deutlich schwieriger, die Gefühlskälte an der eigenen Person zu erkennen. Zum einen werden die Aktionen des Partners als Grund für die eigene Gefühlskälte verwendet. Zum anderen dient sie oftmals als ein Schutzmechanismus. Ein Schutz, um sich vor emotionalen Verletzungen sowie Enttäuschungen aller Art zu bewahren. Um die eigene Gefühlskälte zu erkennen, sollte man auf die folgenden Anzeichen achten:
- Schwierigkeiten, sich emotional auf andere einzulassen
- Eine generelle Gleichgültigkeit – vor allem gegenüber den Gefühlen anderer
- Ein Gefühl der emotionalen Leere
- Rückzug und Isolation
Personen, die gefühlskalt sind, neigen zu bestimmten Verhaltensweisen. Sie haben Probleme damit, emotionale Bindungen einzugehen. Daher werden selbst gesunde Beziehungen nur oberflächlich geführt. Das kommt daher, dass sie sich selbst innerlich leer fühlen. Ein Gefühl der Taubheit und Stumme füllt das Gewissen der Person, was es schwer macht, ein soziales Wesen in sich zu tragen. Zudem zeigen sie selten Empathie oder Interesse – besonders wenn es um die emotionalen Bedürfnissen, Sorgen und Nöte anderer geht. Hier kann es helfen, die folgenden Maßnahmen zu ergreifen.
- Selbstreflexion
- Offenheit
- Achtsamkeit und Geduld mit sich selbst
- Meditation
- Therapeutische Maßnahmen
Was tun mit einem gefühlskalten Partner?
Gefühlskälte ist eine tückische Angelegenheit. Denn sie muss nicht immer von Beginn vorhanden sein. Es kann zum einen vorkommen, dass der Partner seine Gefühlskälte für die ersten Monate der Beziehung gut versteckt hält. Zum anderen kann es sein, dass dramatische Erlebnisse eine Gefühlskälte hervorrufen. Somit kann es durchaus vorkommen, dass man selbst oder der Partner erst während der Beziehung gefühlskalt wird. Dann ist vor allem eines wichtig. Man muss viel Geduld aufbringen, was auch bedeutet, Verständnis für die emotionale Kälte zu haben. Ein durchaus schwieriges und strapaziöses Vornehmen, denn man darf währenddessen nicht die eigenen emotionalen Bedürfnisse vernachlässigen.
Wie dem auch sei, es gibt verschiedene Wege und Methoden, um Gefühlskälte in der Beziehung zu überwinden. An dieser Stelle ist es sinnvoll zu erwähnen, dass diese auch dabei helfen können, Abneigungen sowie Depressionen zu bewältigen.
Maßnahmen gegen Abneigung, Gefühlskälte und Depression
Kommunikation ist wie so oft das Mittel zum Zweck, wenn es darum geht, Probleme in einer zwischenmenschlichen Beziehung zu lösen. Wichtig ist, dass diese offen und ehrlich geführt werden. Es sollte im Idealfall zu keinen Verurteilungen oder Beschuldigungen kommen. Wut, Enttäuschung und Trauer sind zwar in solchen Gesprächen ein fester Bestandteil. Allerdings sollten sie nicht den Tonfall bestimmen. Offene Gespräche über die eigenen Bedürfnisse sowie die Wahrnehmung der Abneigung, Gefühlskälte und Depression des Partners sind entscheidend. Es ist wichtig, dem Beziehungspartner mit klaren Worten zu erklären, wie das gelebte Verhalten wirkt und welche Emotionen dadurch ausgelöst werden.
Grenzen setzen und den Partner für eine Besserung ermutigen. Für eine Verbesserung der Gesamtsituation ist es wichtig, eigene emotionale Grenzen zu setzen und diese auch wahrhaftig einzuhalten. Das ist essenziell, um sich nicht selbst zu verlieren. Diese Form des Selbstschutzes dient nicht nur der eigenen Person, sondern natürlich auch dem Partner sowie der Partnerschaft. Denn sollte man selbst nicht mental und körperlich fit, gesund und munter bleiben, bleibt keine Kraft für die Besserung. Allerdings ist es wichtig, dass die eigenen emotionalen Bedürfnisse erfüllt werden, ohne dass der Partner auf der Strecke bleibt oder unter Druck gesetzt wird.
Weitere hilfreiche Maßnahmen
Abneigung, Gefühlskälte und Depression sind keine normalen Erscheinungen, weder für ein Individuum noch für eine Partnerschaft. Auch wenn Betroffene in bestimmten Situationen kalt, emotionslos, wütend oder sogar aggressiv werden, muss ein Punkt stets im Kopf behalten werden. Eine Person, die unter diesen Umständen leidet, ist weder glücklich noch zufrieden mit sich selbst, seinen Gedanken und Aktionen. Damit eine Besserung stattfinden kann, muss eine Art Sicherheitszone geschaffen werden. Nur dann ist es möglich, den Partner dazu zu ermutigen, sich zu öffnen.
Bis es so weit ist, kann es hin und wieder etwas dauern. Aufgrund dessen ist der wichtigste Punkt, der deshalb auch ganz oben genannt ist, dass die betroffene Person den nötigen Raum sowie die notwendige Zeit hat. Nur dann ist es möglich, dass an der emotionalen Ausdrucksfähigkeit gearbeitet werden kann. Ein anderer Punkt, der eng mit diesem in Verbundenheit steht, ist, dass man geduldig auf realistische Zeile wartet. Man muss seine Erwartungen den Gegebenheiten anpassen, denn solche tiefgehenden Veränderungen benötigen Zeit. Es kann hilfreich sein, den Partner durch gemeinsame Aktionen zu unterstützen, was auch der Selbstfürsorge dient.
Therapie – ab wann sollte man sie in Betracht ziehen
Therapeutische Maßnahmen sollten frühzeitig in Betracht gezogen werden. Sie können in Beziehungen, die von negativen Stimmungen, Abneigung, Gefühlskälte und Depression geprägt sind, einen entscheidenden Wendepunkt darstellen. Eine Therapie kann nicht nur eine individuelle sowie kollektive Genesung bringen, sondern auch langfristige Schäden verhindern. Es geht dabei um weitaus mehr als nur die emotionale Bindung und deren Wiederherstellung. Eine oft empfohlene Maßnahme ist die Paartherapie. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass ein oder beide Partner separat eine Einzeltherapie wahrnehmen.
Eine Einzeltherapie ist besonders dann eine hilfreiche Option, falls eine der beteiligten Personen unter Depressionen leidet. Denn dann kann der Fokus der Einzeltherapie auf der Verarbeitung individueller Probleme liegen. Hier geht es meist um ungelöste Traumata, Bindungsängste und Selbstwertprobleme, welche es schwer machen können, Gefühle zu zeigen oder zuzulassen. In einer Paartherapie arbeiten im Idealfall beide Partner gemeinsam mit einem Therapeuten. Dabei geht es oft darum, Kommunikationsbarrieren zu überwinden, verborgene oder unterdrückte Emotionen zu lösen und ein besseres Verständnis zu entwickeln.
Prävention und langfristige Perspektiven
Man sollte aktiv werden, sobald sich erste Anzeichen von emotionaler Entfremdung, wiederkehrenden Konflikten oder depressiven Stimmungen zeigen. Denn je länger solche Probleme unbehandelt bleiben, desto schwieriger wird es, diese zu bewältigen. Nicht selten führt ein Problem zu einem anderen. Nur ein frühzeitiges Eingreifen kann eine solche Verstrickung verhindern und den Weg zu einer gesunden Beziehung ebnen.
Eine wichtige Präventionsmaßnahme ist die Pflege von emotionaler Intimität. Gemeinsame Aktivitäten und regelmäßige Date-Nights sind hilfreiche Ansätze, damit die zwischenmenschliche Bindung gestärkt wird. Eine aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen des Partners kann dazu beitragen, Abneigungen und Blockaden zu lösen. Ein gegenseitiges Engagement ist der Schlüssel zu einer gesunden Beziehung.